Die Anti-Choice-Bewegung definiert sich in erster Linie über das gemeinsame Ziel Schwangerschaftsabbrüche zu verbieten bzw. zu verunmöglichen. Damit stellt sie sich bereits grundsätzlich gegen das Entscheidungsrecht von Frauen und Menschen, die gebären können, über ihren eigenen Körper und ihr eigenes Leben zu bestimmen. Bei einem genaueren Blick zeigt sich jedoch, dass diese Bewegung ein über dieses Ziel hinausgehendes, antifeministisches und konservatives bis extrem rechtes Weltbild eint.
Radikale AbtreibungsgegnerInnen verteidigen eine vermeintlich „natürliche“ zweigeschlechtliche heterosexuelle Ordnung, berufen sich auf Gottes Gebote und verfolgen das Ziel eines christlichen Staates. Der Feminismus und die 68er-Bewegung werden als verantwortlich für den vorgeblichen Werteverfall der Gesellschaft angesehen und als zentrale Feindbilder markiert. Nur allzu häufig bedienen sie daran anschließende Argumentationen verschwörungsideologischer und antisemitischer Narrative. So bietet die Anti-Choice-Bewegung nicht nur zahlreiche Anknüpfungspunkte für andere antifeministische und extrem rechte AkteurInnen, sondern ist selbst als Teil der (extremen) Rechten zu betrachten.
Die Anti-Choice-Bewegung ist in ihrer heutigen Form Anfang der 1970er Jahre in Reaktion auf feministische Kämpfe für das Recht auf Schwangerschaftsabbruch entstanden. In Deutschland lassen sich mind. 60 Vereine und Organisationen, die sich dezidiert dem sogenannten „Lebensschutz“ verschrieben haben, finden. Hinzu kommen zahlreiche andere AkteurInnen aus dem christlich-fundamentalistischen, antifeministischen und rechten Spektrum, mit denen sie gut vernetzt sind und die sich gegenseitig unterstützen. In den nächsten Wochen bis zum „Münchner Marsch fürs Leben“ werden wir mit einigen weiteren Posts über den „Marsch fürs Leben“, die OrganisatorInnen und die anwesenden AkteurInnen aufklären.